Die Region Leipzig ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort
Herr Körner, Erfolge in der Ansiedlung von Unternehmen, setzten auch die gezielte Ansprache ausländischer Investoren voraus. Welche Aktivitäten gehen von der Invest Region diesbezüglich aus?
M. K.: Im vergangenen Jahr besuchten wir 46 Fachmessen und 17 Kongresse im In- und Ausland, um für die Region Leipzig zu werben. Dazu zählten renommierte Veranstaltungen wie die Immobilienmesse MIPIM in Cannes oder auch die EXPO Real in München. Ein besonderes Highlight war die Teilnahme unseres Teamleiters Akquisition und Standortberatung, Florian Schmidtner, an einer Paneldiskussion auf der SoDa Conference in Warschau. Dort informierte er polnische Unternehmen gezielt über die Vorteile eines Markteintritts in Deutschland und präsentierte die Vorzüge unserer Region. Diese Aktivitäten tragen bereits Früchte: Der Bekanntheitsgrad der Stadt und des Landkreises Leipzig wächst deutlich.
Bei der Ansprache von Unternehmen gehen wir zielgerichtet vor. Anhand von Branchenprofilen und Investitionskriterien identifizieren wir potenzielle Investoren und stimmen unsere Kommunikation individuell auf deren Bedürfnisse und Interessen ab. Die Kombination aus Flächenpotenzial, hochqualifizierten Fachkräften und attraktiver Lebensqualität in unserer Region überzeugt. Diese Alleinstellungsmerkmale lassen wir in alle unsere Gespräche mit interessierten Unternehmen einfließen.
Um unsere Sichtbarkeit zu erhöhen, setzen wir auf vielfältige Online-Kanäle. Dazu gehören unter anderem Unternehmens-Targeting und gezielte Online-Marketing-Kampagnen, die wir auch in unseren Zielmärkten wie Großbritannien schalten. Darüber hinaus unterstützen uns unsere Repräsentanten an ausgewählten Auslandsstandorten bei der Kontaktaufnahme zu potenziellen Investoren und der Vermittlung von Geschäftskontakten.
Der enge Schulterschluss mit dem Landkreis Leipzig und der Stadt Leipzig ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Gemeinsam entwickeln wir kontinuierlich neue Flächenangebote und schaffen so die Grundlage für die Ansiedlung weiterer Unternehmen in unserer Region. Ein Beispiel dafür ist die Ansiedlung des estnischen Unternehmens Skeleton Technologies in Markranstädt im vergangenen Jahr.
H. G.: Ja, die Nachfrage nach Gewerbeflächen im Landkreis Leipzig ist derzeit hoch und übersteigt teilweise das verfügbare Angebot. Die Verknappung ist unter anderem auf die steigende Nachfrage nach Gewerbeflächen durch Unternehmen verschiedener Branchen und die begrenzte Verfügbarkeit geeigneter Flächen zurückzuführen.
Um dem Mangel entgegenzuwirken, arbeiten wir eng mit den Kommunen zusammen und treiben die Revitalisierung von Brachflächen sowie die Ausweisung neuer Gewerbegebiete aktiv voran. Ein aktuelles Beispiel ist das neue grüne Gewerbegebiet in Zwenkau. Diese Strategie zeigt sich bereits erfolgreich. Ansiedlungen wie z. B. Opes Solutions in Zwenkau, Skeleton in Markranstädt oder HH2E in Borna sind ein eindeutiger Beleg für die Beliebtheit unserer Region und auch für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Der Landkreis Leipzig ist für Unternehmen längst kein Geheimtipp mehr.
Mit einer erfolgreichen Wirtschaftsansiedlung verbindet man auch die Suche nach Fachkräften. Jene ist verstärkt eine Herausforderung. Wie gelingt es dem Landkreis und der Invest Region Fachkräfte zu generieren?
H. G.: Es ist allgemein bekannt, dass die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte auf dem Markt abnimmt. Allerdings bietet der demografische Wandel auch neue Chancen. Strukturwandel, Digitalisierung und Dekarbonisierung treiben die Entwicklung neuer Branchenstrukturen, Geschäftsmodelle und Technologien voran. Dazu benötigt es politische Rahmenbedingungen, die diese Chancen zum Erfolg führen können.
Unsere Bemühungen werden von einem engagierten und beständigen Netzwerk der Fachkräfteallianz unterstützt. Dieses Netzwerk besteht aus kompetenten Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen, Wirtschaftsverbänden, Bildungseinrichtungen, Arbeitnehmervertretungen und der öffentlichen Verwaltung. Die Zusammenarbeit innerhalb dieses Netzwerks wird maßgeblich durch Landes- und Bundesförderungen ermöglicht und zielt darauf ab, unsere Region im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Fachkräften zukunftssicher und wettbewerbsfähig zu gestalten.
Seit dem Jahr 2016 konnten dank dieses breiten Netzwerks bereits 23 Projekte im Landkreis Leipzig erfolgreich realisiert werden. Einige der herausragenden Projekte sind unter anderem „Vom LKL gesucht“, „KAI – Kurs.Arbeit.Integration“, „Bienvenue e.V.“ oder die „Lebensorientierte Personalarbeit“, die insbesondere die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Auswahl von Ausbildungs- und Arbeitsstellen fördert.
M. K.: Um Fachkräfte für unsere Region zu gewinnen, müssen wir uns intensiv mit den Bedürfnissen der regionalen Unternehmen auseinandersetzen. So können neue, innovative Veranstaltungsformate den Fachkräften eine hervorragende Plattform bieten, um mit den Unternehmen vor Ort in Kontakt zu treten. Mit unserer Tech-Talent-Night haben wir erst im Dezember 2023 über 150 Fachkräfte mit fast 20 regionalen Unternehmen zusammengebracht, um Karriereperspektiven in der Region zu eröffnen. Darüber hinaus boten diese Veranstaltungen die Möglichkeit, Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten kennenzulernen.
Ein weiteres Projekt der IRL beschäftigt sich mit der Erfassung ganz konkreter Fachkräftebedarfe im Landkreis Leipzig für die IT-Wirtschaft. Sind die Bedarfe klar bekannt, kann die Politik auch besser steuern und der Wirtschaft helfen. Dies wäre wiederum ein Standortvorteil für unsere Region.
H. G.: Ein weiteres wirksames Instrument zur Stärkung unserer Wirtschaftsstruktur und zur Förderung der wirtschaftlichen Potenziale ist das Regionalbudget. Dieses Förderprogramm für den ländlichen Raum im Landkreis Leipzig ist Teil der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW Infra). Es läuft von Juli 2022 bis Juni 2025 und soll die regionale Entwicklung durch maßgeschneiderte Maßnahmen für jede Gemeinde fördern. Zu den Initiativen gehören die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, die Stärkung des Wirtschaftsstandortes sowie die Belebung der regionalen Kultur und Wirtschaft. Seit Beginn des Programms wurden Projekte wie eine Co-Working-Studie „Arbeitsorte der Zukunft – Zukunft der Arbeitsorte“, ein Standortkampagnenkonzept und ein Produktportal für regionale Genuss- und Kunsthandwerksprodukte erfolgreich umgesetzt.
Nennenswert sind für mich aktuell auch zwei wichtige Initiativen: ein Projekt zur 24/7-Nahversorgung ohne Personal und eine Multi-Channel-Kampagne zur nationalen Bekanntmachung der Vorteile des Landkreises Leipzig, die die Invest Region Leipzig für uns durchgeführt hat. Ziel unseres Online-Marketings ist es zum Beispiel, Investoren aus den Branchen Energie, Umwelt, Chemie und Kunststoff die Vorteile des Standorts und die Ansiedlungschancen im Landkreis Leipzig aufzuzeigen und den Strukturwandel aktiv zu fördern.“
Vielen Dank, Herr Graichen und Herr Körner, für dieses informative Gespräch. Ich bin überzeugt, dass unsere Region auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der deutschen Wirtschaftslandschaft spielen wird.
Manuela Krause
