Markkleeberger Stadtjournal

Weniger ist mehr: Kreativität und Glaube in der Fastenzeit

In der katholischen Kindertagesstätte der Caritas „Haus Abraham“ in Markkleeberg ist die Fastenzeit jedes Jahr eine ganz besondere Phase – geprägt von Verzicht, aber auch von Entfaltung, Entdeckung und Begegnung. Die Kita lebt in diesen Wochen ein bewusstes Innehalten – mit einem Ritual, das mittlerweile zu einer geschätzten Tradition geworden ist: dem Verzicht auf Spielzeug.

Schon Wochen vor Aschermittwoch beginnen die Vorbereitungen. Eltern, Kinder und pädagogische Fachkräfte sammeln gemeinsam Alltagsmaterialien wie Papprollen, Knöpfe, Stoffreste, Korken, Zeitungspapier, leere Schachteln, Naturmaterialien und vieles mehr. Daraus entsteht ein bunter Fundus, der die Grundlage für die kommenden Wochen bildet. Nach den freudigen Karnevalstagen erfolgte am Aschermittwoch ein Besuch in der Kirche St. Peter und Paul. Nach dem Gottesdienst werden die vertrauten Spielsachen – Bauklötze, Puppen und Brettspiele – symbolisch in einer kleinen, liebevoll gestalteten Zeremonie verabschiedet und in den „Urlaub“ geschickt.

Was bleibt, ist der leere Raum – und gleichzeitig ein Raum voller Möglichkeiten. Erzieherin Anne-Christin Rölle: „Wenn das Spielzeug in den Schränken ist, dann entsteht bei den Kindern ein kurzer Moment der Unsicherheit, doch dieser verfliegt in Windeseile und sie stürzen sich auf die Matten, errichten Höhlen oder nehmen Schere und Leim und gestalten mit den Materialien.“

Diese besondere Form des Fastens fördert die Selbstwirksamkeit der Kinder. Ohne vorgefertigte Spielangebote dürfen und müssen sie selbst aktiv werden: eigene Spielideen entwickeln, Materialien kreativ nutzen und improvisieren. Dabei entstehen fantasievolle Rollenspiele, kreative Bauwerke und oft auch neu gestaltete Spiele. Die Kinder lernen, mit wenigen Mitteln auszukommen und entdecken dabei, wie viel Spaß das machen kann.

Die soziale Interaktion unter den Kindern verändert sich positiv. Es wird mehr miteinander gesprochen, gemeinsam überlegt und ausprobiert. Konflikte werden häufiger verbal gelöst, Kinder rücken enger zusammen, helfen einander und entwickeln ein neues Miteinander. Viele Kinder wachsen über sich hinaus. Vater Chris: „Die Veränderung der Kinder ist spürbar. Auch Zuhause werden viel häufiger Bastelmaterialien eingefordert, um zu zeigen, welche neuen Ideen und Fähigkeiten das Kind entwickelt hat.“

Als katholische Einrichtung nutzt die Kita die Fastenzeit auch, um den Kindern biblische Geschichten und christliche Werte näherzubringen. In der Karwoche wird ein Teil des Kreuzwegs aufgebaut und kindgerecht nacherzählt. Die Kinder erleben so die Passionsgeschichte als eine Reise durch Schmerz, Mitgefühl, Hoffnung und Auferstehung. Diese Erzählungen regen Gespräche an, berühren, geben Halt – und bereiten die Kinder ganzheitlich auf das Osterfest vor.

In einer Zeit, in der Konsum und Überfluss oft im Vordergrund stehen, schafft dieses Projekt einen wohltuenden Kontrast. Es lädt ein zum Innehalten, zum kreativen Entdecken und zum bewussten Erleben des Glaubens. Das Team der Kita beobachtet jedes Jahr aufs Neue, wie sehr die Kinder von dieser Erfahrung profitieren. Denn am Ende dieser besonderen Wochen nehmen die Kinder viel mit: Stolz auf das, was sie selbst erschaffen haben, Freude am Miteinander, ein tieferes Verständnis für die christlichen Werte – und die Erkenntnis, dass weniger manchmal tatsächlich mehr ist.

Gern können Sie einen Termin zur Besichtigung und zum Kennenlernen der Einrichtung vereinbaren (Telefon 0341 3502646, Mail: kita.haus.abraham@caritas-leipzig.de). Wir freuen uns auf Sie!

Kita „Haus Abraham“

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