Markkleeberger Stadtjournal

Ron Kuhwede – In Augen blicken

Sonderausstellung im Deutschen Fotomuseum bis zum 30. Juni

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Lieselotte G., Leipzig, 2014
In der Frühzeit der Fotografie, als Bildbesitz und Bildbetrachtung noch Privilegien waren, galten eigene Porträtfotografien als Statussymbole.

Im 21. Jahrhundert ist die Masse der Porträtfotos schier erdrückend und viele Menschen fotografieren sich mit dem Handy permanent selbst. Die laienhafte Selfie-Produktion führt dabei zu einer stilistischen Verflachung, die immer dann entsteht, wenn etwas einfach geht.

„Das menschliche Antlitz hatte ein Schweigen um sich, in dem der Blick ruhte,“ schrieb Walter Benjamin über die Anfänge der Porträtfotografie und Emil Orlik sagte: „Die Synthese des Ausdrucks, die durch das lange Stillhalten des Modells erzwungen wird, ist der Hauptgrund, weshalb die frühen Lichtbilder neben ihrer Schlichtheit gleich guten gezeichneten oder gemalten Bildnissen eine eindringlichere und länger andauernde Wirkung auf den Betrachter ausüben als neuere Photographien.“

Für den Leipziger Fotografen Ron Kuhwede verdient die Auffassung von der Aktualisierbarkeit historischer Stilwerte Beachtung. Er animiert seine Modelle zum kontemplativen Blickkontakt mit dem Kameraobjektiv, um auf diese Weise seinen Fotografien wie einst eine Aura von Ruhe und sanfter Aufmerksamkeit zu verleihen.

Die Ausstellung im Deutschen Fotomuseum zeigt empathische Porträts von bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten. Für Kuhwede liegt die Schönheit eines Menschen in der Einfachheit, Natürlichkeit und Klarheit. Er sagt über sein fotografisches Vorgehen: „Ich versuche stets das unsichtbare Wesentliche sichtbar zu machen und mich auf den Kern meines Sujets zu konzentrieren. Gestellte Posen und gekünstelte Mimik sind mir ebenso fremd wie ein aufgesetztes Lachen.“

PM Deutsches Fotomuseum

Das Deutsche Fotomuseum im agra-Park hat Dienstag bis Sonntag von 13.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

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