Die erste Geopark Porphyrland Comic-Werkstatt, ermöglicht durch den Mitmachwettbewerb simul+Kreativ, ist Geschichte: Vier Tage lang lebten sich sechs Kinder im Alter zwischen 8 und 9 Jahren des Hohburger Hortes Abenteuerland im Geoportal Museum Steinarbeiterhaus kreativ und künstlerisch schaffend aus. Herausgekommen sind coole Comics – mitten aus dem Steinarbeiter-Leben und dem gefahrvollen Steinabbau gegriffen. Ideen, Geschichten, Fotos und bewegtes Bildmaterial entstanden. Es wurde getextet, fotografiert und kreiert. Unter anderem erwachten die Knackschlägerin Trudi und der Bossierer zu neuem Leben; eine Sprengung erweiterte eine Gesteinssammlung und es gab sogar einen ungeplanten Absturz im Steinbruch …
Die Geopark Porphyrland Comic-Werkstatt mit Birgit Hedemann machte viel Spaß. Die Workshopleiterin aus Rastede in Niedersachsen zeigte sich beeindruckt: „Die jungen Comicautoren arbeiten zielstrebig und kreativ. Sie verfügen teilweise über erstaunliche Kenntnisse zum Steinabbau und handwerklichen Begriffen. Hier wissen die Kinder sogar was ein Bossierer ist.“ Birgit Hedemann, die auch als Autorin arbeitet, sieht den Mehrwert einer solchen Werkstatt klar auf der Hand: „Sie prägt sich aufgrund der längeren Zeitdauer ein. Mit den ausgedruckten Comics erhalten die Kinder später ein Erinnerungsstück, mit dem sie sich identifizieren können.“
Bruno, dessen Oma und Opa selbst im Gesteinsabbau arbeiteten, kennt die Steinbrüche seine Heimatregion. Er hat innerhalb der vier Tage – neben der Entwicklung eines eigenen Comics - eine Mini-Steinsammlung zusammengetragen, welche zukünftig die Ausstellung im Steinarbeiterhaus bereichern wird. Ben beschäftigte sich mit der gefährlichen Technik: „Die Kipplore hat ihren Namen nicht umsonst. Und mein Opa, selber Steinbrecher, konnte viel über Unfälle erzählen.“ Finn hat sich derweil die Geschichte eines Knochen-Fundes ausgedacht und bearbeitet den „Umgebungswald“ an seinem iPad: „Sie werden für Pferde-Knochen gehalten, bis jemand sagt, dass das ein Fossil ist.“
Die Idee keimte auf, nach den Ferien erneut zusammenzukommen und einen Museums-Club zu gründen. Ob Bruno, Ben, Finn und ihre Freunde dabei sind? „Keine Frage!“ Hortleiterin Simone Oertelt freut sich riesig: „Das ist ein super Angebot für die Ferien und für uns nur einen Katzensprung entfernt. Die Truppe arbeitet hochkonzentriert und geht hilfsbereit miteinander um.“ Das besondere Miteinander war vor allem bei der Bergung einer verlorengegangenen Playmobilfigur zu bestaunen.
Bei einer ersten Führung durch das Steinarbeiterhaus hatten die Kinder viel über den Steinabbau sowie dessen Gefahren erfahren. Kaum in den kreativen Prozess gestartet, stürzte eine der Playmobilfiguren beim Fotoshooting rücklings in eine Felsspalte. Bei einem ersten Rettungsversuch rutschte sie gänzlich ab und blieb zunächst verschwunden. Doch das jugendliche Bergungsteam gab auch die kommenden Tage nicht auf und versuchte es immer wieder – mit HappyEnd am letzten Workshoptag!
Die Comics werden nun final bearbeitet und ausgedruckt. Auch gibt es Überlegungen, die Kunstwerke zu einem späteren Zeitpunkt im Steinarbeiterhaus zu präsentieren. Perspektivisch sollen zusätzlich gemeinsam mit der Museumsleitung zielgruppenspezifische, partizipative Angebote für Kinder und Jugendliche geschaffen werden – im Sinne von „weg von der klassischen Vitrinenpädagogik“, sagt Katja Martin. Wunsch der Museumsleiterin ist es, dass das Museum als Lernort mit allen Sinnen erlebbar wird und sich als Ort der außerschulischen Bildung als auch als Freizeitziel für Familien mit Kindern etabliert. Entstehen soll so auch ein zeitgemäßes, auf den sächsischen Bildungs-/Lehrplan zugeschnittenes museumspädagogisches Konzept für die verschiedenen Schularten und die Vorschulbildung sowie die Ganztagsangebote (GTA).
Und wie kommt man nun eigentlich darauf eine Workshopleiterin aus Niedersachsen für eine Comic-Werkstatt anzuheuern? Katja Martin im Hohburger Steinarbeiterhaus erklärt das so: „Ich habe einen Bericht über neue Museumskonzepte für Kinder und Jugendliche gesehen, mich für Erzählstrukturen und modernes Handling begeistert. Bei meinen Recherchen stieß ich auf Birgit Hedemann. Sie ist eine der wenigen die aktuell mit Kindern und Jugendlichen auf diese Weise arbeitet und fand das großartig.“
Mehr Informationen zum Geoportal Museum Steinarbeiterhaus in Hohburg und dem Geopark Porphyrland finden sich auf der Internetseite unter www.geopark-porphgyrland.de.
Text/Fotos: Geopark Porphyrland/Steinarbeiterhaus Hohburg & Birgit Hedemann