Längst ist Anke Wolfs Sammlung aus dem Schuhkarton herausgewachsen. Allein bei ihrer Ausstellung „Schneckenwunderland“ im Jahr 2022 in Kitzscher wurden damals rund 1.600 Weinbergschneckenhäuser gezählt. Ihre Sammelleidenschaft führte sie auch über die Landesgrenzen hinaus: In Bornas Partnerstadt Étampes stellte sie bereits aus. Als großer Frankreichfan verbringt sie viel Zeit an den Küstenregionen des Landes – dort findet sie immer wieder neue Schätze für ihre Sammlung. Die Weinbergschneckenhäuser hingegen, ausschließlich leere wohlgemerkt, sammelt sie bei ausgedehnten Spaziergängen in heimischen Gefilden.
Doch Anke Wolf sammelt nicht nur – sie gestaltet. Sie bemalt Weinbergschneckenhäuser, verarbeitet Muscheln und Meerestiere zu Kunstwerken und hält ihre Funde in ausdrucksstarken Fotografien fest. Diese kreative Ader spiegelt sich auch in ihrem Herzensprojekt wider, dem Laden „Galerie Projekt Vier“ in der Reichsstraße 24. Ursprünglich als gemeinschaftliches Vorhaben mit vier Mitstreitern gestartet, betreibt sie den Laden heute allein in ihrer Freizeit. Hier finden sich neben ihren kunstvoll bemalten Schneckenhäusern auch allerhand eigene Kunstwerke, Malerei, von ihrem Mann gefertigte Keramik, handgemachte Marmeladen, bemalte Eier, selbst gestaltete Grußkarten und vieles mehr. Während die weibliche Kundschaft gerne in der kleinen Galerie in der Reichsstraße stöbert, kaufen Männer hingegen ganz gezielt bei ihr ein, so verrät es mir die sympathische Künstlerin.
Wie jede leidenschaftliche Sammlerin hat auch Anke Wolf einige Lieblingsstücke. Besonders wertvoll ist für sie ein Tritonshorn, eine beeindruckend große Schnecke und ein Erbstück aus dem Schuhkarton. Ein weiteres Highlight ist eine selbstgefundene Schnecke aus der Bretagne, die sie in Silber einfassen ließ. Solche besonderen Stücke sind für sie natürlich unverkäuflich.
Obwohl ihre Sammlung über die Jahre gewachsen ist und sie bereits viele Stücke verkauft hat, ist für Anke Wolf eines klar: Fertig mit dem Sammeln ist sie nie. Ihre Familie teilt ihre Leidenschaft und unterstützt sie auf ihren Entdeckungstouren. Neben ihrem Laden dient auch ihr Zuhause als Depot für ihre Schätze. Ihr Gespür für die Schönheit der Natur hat sie zudem in einem eigenen Buch verewigt – einem Foto-Lyrik-Band aus dem Jahr 2015 („Wenn Stille leuchtet, atmen die Gedanken“, ISBN 978-3-86468-864-5).
Das Gespräch mit Anke Wolf führte Sally Martin, Fachdienstleiterin Kultur und Veranstaltungen.