Interview mit Maria Fichtner, seit 2003 aktiv in der Feuerwehr dabei. Sie engagiert sich besonders in der Jugendarbeit und ist seit 2022 Kreisjugendfeuerwehrwartin des Kreisfeuerwehrverbandes.
Was fasziniert Kinder und Jugendliche an der Feuerwehrwelt?
M. Fichtner: Bei den Kleinsten sind es ganz klar die großen Feuerwehrautos, die Technik und das Blaulicht. Feuerwehr heißt auch, im Team zu arbeiten, das lernen die Kleinen von Anfang an. Ohne Vertrauen und Zusammenarbeit geht hier gar nichts. Alles was wir in der Jugendarbeit machen läuft darauf hinaus, dass später im Einsatz alle zusammen arbeiten. Dort hat einer das Sagen, diese Hierarchie lernen auch die Kinder und Jugendlichen.
Gibt es ein Training für die Teamarbeit in der Jugendfeuerwehr?
M. Fichtner: Im Einsatz wird jede Aufgabe durch zwei Personen erledigt, deshalb basieren die meisten Übungen in der Jugendfeuerwehr auf der Zusammenarbeit im Trupp. Das fängt bei einfachen Dingen an, wie Schläuche kuppeln oder auch Erste Hilfe. Wir setzen auf altersgerechte Informationsvermittlung und spielerische Wettkämpfe bei denen die Kinder unter anderem lernen, sich aufeinander zu verlassen.
Wie werden die Jugendwarte für ihre Aufgabe ausgebildet?
M. Fichtner: Unsere Jugendwarte müssen die Feuerwehrtechnik beherrschen und ein sensibles Gespür für die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen haben. Die Betreuer werden 44 Stunden zum Jugendwart ausgebildet, dabei erlangen sie die Jugendleiter-Card (JULEICA). Sie lernen alles Wichtige über Pädagogik, Recht, Erste Hilfe und den Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Wir bieten regelmäßig Fortbildungen an, etwa gemeinsam mit dem Jugendamt und der Polizei. Dabei geht es auch um Kindeswohlgefährdung oder Konfliktmanagement.
Nach der starken Gemeinschaft im Jugendbereich dann der Wechsel in den aktiven Dienst?
M. Fichtner: Der Übergang ist tatsächlich eine besondere Zeit. Mit 16 Jahren können die Jugendlichen offiziell in die aktive Abteilung wechseln, dann wird es ernst. Dann ist die Ausbildung anzutreten, es müssen Dienste und Lehrgänge nachgewiesen werden. Und dazu gehört auch, wenn sie einsatzbereit sind, im Gerätehaus aufzuschlagen, wenn die Sirene geht.
Wann dürfen die Jugendlichen das erste Mal in den Einsatz?
M. Fichtner: In vielen Kommunen bekommen die Jugendlichen mit 16 die Einsatzkleidung und den Pager und sind damit in der Einsatzschleife. Wenn zwischen 6:00 Uhr und 22:00 Uhr die Sirene geht, dürfen sie zum Einsatz kommen, das lässt der Jugendschutz zu. Die Einsätze dürfen aber nicht zu lange dauern. Vor Ende der Grundausbildung bleiben sie aber außerhalb des Gefahrenbereichs. Dort können sie wichtige Aufgaben wie den Aufbau der Schlauchleitungen oder die Absperrung übernehmen. Mit etwa 18 Jahren, nach bestandener Grundausbildung, dürfen sie dann auch direkt ans Feuer oder Atemschutzgeräteträger werden.
Das klingt nach viel Verantwortung. Werden die Jugendlichen dabei unterstützt?
M. Fichtner: Ja, das ist definitiv ein großer Schritt, aber auch einer, auf den sie vorbereitet werden. Wir bieten ihnen viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren und geben ihnen Verantwortung. Zudem steht ihnen immer ein erfahrener Kamerad zur Seite, der sie unterstützt. Die Ausbildung ist anspruchsvoll, aber sie werden behutsam herangeführt.
Gleichberechtigung in der Feuerwehr, ist das noch ein Thema?
M. Fichtner: Mittlerweile machen immer mehr Mädchen und Frauen bei der Feuerwehr mit. Die körperlichen Unterschiede spielen in der Praxis oft keine Rolle. Bei uns zählt, was du kannst. Ich habe damals meine erste Beförderung als „Feuerwehrmann“ bekommen, so stand das auf der Urkunde. Unter der Uniform und dem Helm sieht man nicht, wer da drinsteckt. Es geht um die Leistung und darum, dass wir alle auf das gleiche Ziel hinarbeiten.
Gibt es spezielle Programme für Mädchen oder Frauen?
M. Fichtner: Es gibt Arbeitsgruppen, in denen sich die Frauen austauschen und Lehrgänge organisieren. Aber wir hypen das nicht übermäßig. Es geht eher darum, dass jeder seine Stärken einbringen kann. Beim Atemschutz zum Beispiel entscheidet, ob du körperlich fit bist und die nötigen Voraussetzungen erfüllst. Frauen machen da genauso mit wie Männer.
Als Kreisjugendfeurerwehrwartin haben Sie noch weitere Aufgaben?
M. Fichtner: In dieser Funktion kümmere ich mich gemeinsam mit der Leitung um die Koordination der Jugendfeuerwehren im Kreis. Wir organisieren Veranstaltungen wie Sportwettkämpfe, Bowlingturniere und Fortbildungen. Wir arbeiten eng mit der Politik und unseren Förderern zusammen, um die nötigen Mittel für unsere Jugendarbeit zu sichern. Ein wichtiger Teil ist dafür zu sorgen, dass unsere Jugendleiter immer gut ausgebildet sind – sei es in pädagogischen Fragen, Erster Hilfe oder dem Thema Kindeswohl.
Zum Schluss: Was sagen Sie den Eltern, die ihre Kinder zur Feuerwehr schicken möchten?
M. Fichtner: Es ist eine super Möglichkeit, Teamarbeit, Verantwortungsbewusstsein und Kameradschaft zu lernen. Die Kinder lernen viel und können sich ausprobieren. Und das Beste: Es ist kostenlos! Wer Lust hat, kann einfach mal vorbeischauen – bei uns sind alle herzlich willkommen!
Die Kreisjugendfeuerwehr Landkreis Leipzig wurde 2011 gegründet und betreut 23 Kinderfeuerwehren in der Altersgruppe 5 bis 8 Jahre und 102 Jugendfeuerwehren von 8 bis 16 bzw. 18 Jahren.
Weitere Infos:www.kjf-landkreisleipzig.de
Landratsamt Landkreis Leipzig