In diesem Interview mit dem Landkreis Leipzig Journal teilen Christiane Zurl (CZ), Managerin Wirtschaftsförderung bei der Invest Region Leipzig GmbH (IRL) und Alexander Uhle (AU), Standortleiter von Opes Solar Mobility GmbH (Opes), ihre Perspektiven zu den Chancen, den Strukturwandel in unserer Region zu meistern. Sie sprechen über die Erfahrungen und Herausforderungen für Unternehmen wie Opes im Landkreis Leipzig.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Region in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Bezug auf die Themen Energie und Nachhaltigkeit?
So entstehen beispielsweise in Frohburg und Zwenkau neue Gewerbegebiete, die künftigen Anforderungen gerecht werden. Aber auch andere Kommunen wie Böhlen, Groitzsch, Neukieritzsch, Zwenkau, Markranstädt und Regis-Breitingen arbeiten in der kommunalen Strukturentwicklungsgesellschaft (KommSteg) zusammen, um den strukturellen Wandel in unserer Region zu bewältigen. Ebenso bereitet man sich in Naunhof und Kitzscher durch Planungen auf die neuen Anforderungen vor, um dem Strukturwandel gerecht werden zu können.
Welche Rolle spielen dabei die geplante Schließung des Kraftwerks Lippendorf und die Umgestaltung des Industrieparks Böhlen-Lippendorf als wichtigster Chemiestandort im Freistaat Sachsen?
CZ: Der anstehende Wandel in unserer Region macht sich am deutlichsten in der notwendigen Umgestaltung des Chemieparks Böhlen und im Umgang mit der Schließung des Kraftwerks Lippendorf. Hier spielt die KommSteg eine zentrale Rolle bei der Koordination dieser Projekte. Ich schätze die Perspektiven positiv ein, besonders durch die Förderprogramme im Rahmen des Kohleausstiegs und durch die Kooperationen der Kommunen. Es wird zukünftig eine immer wichtigere Rolle spielen, dass Unternehmen nachhaltig produzieren können und dazu benötigen sie entsprechende Flächen und Infrastruktur. Die geplante Wasserstoffleitung, die den Landkreis Leipzig an das deutsche Kernnetz anschließen soll, kann sich zu einem Wettbewerbsvorteil für Lippendorf und Thierbach entwickeln.
Zwenkau ist im Prozess, ein wichtiges grünes Gewerbegebiet in der Region zu schaffen. Was macht Zwenkau für Unternehmen wie Opes so attraktiv?
CZ: Die gute logistische Anbindung sowie die Möglichkeit, spezifische Bedürfnisse der Unternehmen, wie etwa die Stromversorgung oder die Bereitstellung von Wasseranschlüssen, zu berücksichtigen, machen Zwenkau und das neu geplante Grüne Gewerbegebiet für Unternehmen attraktiv. Aufgrund der positiven Erfahrungen mit bestehenden Industrien, wie dem Chemiepark Böhlen und dem benachbarten etablierten Gewerbegebiet, ist die Akzeptanz neuer, nachhaltiger und innovativer Ansiedlungen in der Bevölkerung von Zwenkau sehr hoch.
Gab es vor Ort Herausforderungen für Opes, insbesondere im Bereich Infrastruktur?
AU: Ja, der öffentliche Nahverkehr bzw. die Anbindung an unseren Produktions-
standort sind noch nicht optimal. Die Taktung und Verbindung müssen verbessert werden, damit Mitarbeiter ohne Führerschein oder mit Wohnsitz z. B. in Leipzig kürzere Anfahrten haben. Somit kann der Standort auch für zukünftige Unternehmen attraktiv bleiben.
AU: In der Ansiedlungsphase war die IRL für uns ein zentraler Türöffner, um den Landkreis Leipzig und Zwenkau kennenzulernen. Das war sehr wichtig, um uns für einen neuen Standort entscheiden zu können. Der Landkreis Leipzig begleitete uns mit einer zügigen Abwicklung der Genehmigungsverfahren, und die Stadt Zwenkau erleichterte uns das Ankommen und unterstützt uns bis heute. Wir arbeiten zudem mit Schulen und Universitäten zusammen und planen ab nächstem Jahr Ausbildungsplätze anzubieten. Unsere Nachbarn, Dow Chemical, stellen uns die Werksfeuerwehr der VSU zur Verfügung, was im Bereich Sicherheit und Notfallmanagement eine große Unterstützung ist. Wichtig sind auch regionale Handwerksfirmen, etwa für Elektro- oder Malerarbeiten. Einige Leistungen mussten wir jedoch an überregionale Anbieter vergeben, die zwar in Sachsen, aber außerhalb des Landkreises ansässig sind, da lokale Unternehmen die Projektgröße nicht vollumfänglich abbilden konnten.
Welche konkreten Meilensteine stehen für Opes an und wie wird das Unternehmen zur nachhaltigen Entwicklung der Region beitragen?
AU: Wir starten bald mit der Produktion. Am 15. Mai kam der erste Maschinencontainer in Hamburg an. Bis Ende Juli installieren wir über 60 Maschinen und im September 2025 beginnt die Serienproduktion. Unsere PV-Module sind besonders für Fahrzeug-Anwendungen geeignet, was uns erlaubt, einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung zu leisten. Aktuell sind wir mit lokalen Verkehrsbetrieben in Gesprächen, um Busse mit unseren Modulen auszurüsten – das würde unsere Sichtbarkeit in der Region erhöhen.
Welche Empfehlungen haben Sie für Unternehmen, die sich im Landkreis Leipzig ansiedeln möchten – insbesondere mit Fokus auf Nachhaltigkeit?
AU: Netzwerken! Nutzen Sie die Angebote der IRL und auch die der Wirtschaftsförderung des Landkreises und der Städte. Sprechen Sie aktiv andere Unternehmen an, Offenheit ist entscheidend. Zudem sollte man nicht auf politische Rahmenbedingungen warten, sondern Eigeninitiative zeigen. Ausländischen Investoren rate ich, sich nicht von Vorurteilen abschrecken zu lassen – Deutschland ist offen für Engagement, auch wenn es Herausforderungen gibt. Und: Einfach mal anfangen – nicht alles bis ins Letzte durchdenken, sondern machen!
Invest Region Leipzig GmbH