Den Erhalt dieser und weiterer wertvollen Arten und Lebensräume unterstützt der Freistaat Sachsen durch das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) nun seit Ende 2023 mit einer Finanzspritze von ca. 500.000 EUR an den Landkreis Leipzig. Ein großer Schritt für den Schutz unserer einheimischen Natur! Denn grundlegend sind zwar all diese Arten und Lebensräume EU-weit durch die Europäische Union streng gesetzlich geschützt. Die Herausforderung für den Landkreis besteht jedoch darin, dass verschiedene Faktoren in den letzten 30 Jahren dazu geführt haben, dass sich ausgewiesene Arten dennoch in ihrem Erhaltungszustand häufig verschlechtert haben. Die EU hatte bereits 1992 die sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und 1979 die Vogelschutzrichtlinie mit Listen besonders wertvoller Arten und Lebensraumtypen herausgegeben. Die Mitgliedsstaaten, darunter auch Deutschland, haben diese besonders wertvollen Arten möglichst in einem günstigen Zustand zu erhalten oder zu überführen. Der Bund gibt diese Aufgabe weiter an die Bundesländer und so liegt in Sachsen die Verantwortung letztendlich bei den unteren Naturschutzbehörden der Landkreise, wie auch hier im Landkreis Leipzig.
Klimawandel, intensive Landwirtschaft, Entwässerung und weitere menschliche Tätigkeiten schlagen sich jedoch besonders auf die seltenen, streng geschützten Arten nieder und führen damit zu Artenschwund und Lebensraumverlust. Auch reguliert die Natur sich in einer vom Menschen überprägten Umwelt meist nicht von selbst im Sinne der Artenvielfalt. Um dem Verlust entgegen zu wirken, sind stattdessen immer häufiger aufwendige Pflegemaßnahmen zum Erhalt der Lebensräume und den dort vorkommenden Arten durchzuführen. Das kostet Zeit und Geld, unter anderem für die Erstellung geeigneter Pflege- und Entwicklungskonzepte sowie deren Umsetzung. Die Naturschutzbehörde des Landkreises Leipzig allein kann diese Aufgabe nicht bewältigen und kooperiert daher mit einem fachkompetenten, im Naturschutz erfahrenen Partner, der Ökologischen Station Borna-Birkenhain e. V. (Ökostation).
Für die Umsetzung diverser Artenschutzprojekte steht dem Landkreis Leipzig nun die zusätzliche Summe von ca. 500.000 EUR zur Verfügung. Insgesamt werden in einem Modellprojekt sachsenweit in sechs Landkreisen Naturschutzstationen mit Landesschwerpunkt über vier Jahre (2023 – 2026) mit finanziellen Mitteln ausgestattet1, insgesamt ca. 3 Mio. Euro. Die Stationen konnten sich für dieses Modellprojekt bewerben, wurden über ein Auswahlverfahren ausgewählt und stehen nun den Naturschutzbehörden als Partner für den Erhalt der EU-geschützten Arten zur Seite. Im Landkreis Leipzig wird die Ökostation als verlässlicher Partner für die Bewältigung dieser zusätzlichen, anspruchsvollen Aufgaben zur Naturschutzstation mit Landesschwerpunkt ausgebaut.
Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Leipzig hat bereits mit der Ökostation Borna-Birkenhain eine Maßnahmenübersicht erarbeitet. Die ersten Projekte stehen seit Anfang 2024 bereits in den Startlöchern. Besonders das Offenland der Bergbaufolgelandschaft im Südraum Leipzigs und Feuchtgebiete der Muldenaue stehen im Fokus. Ehemalige Bergbauflächen, wie der Bockwitzer See oder die Lobstädter Lachen sind heute wertvoll und geschützt. Sie bieten streng geschützten Vogelarten, wie dem Brachpieper, dem Steinschmätzer oder dem Wiedehopf wertvolle und nur noch seltene Lebensräume. Denn Offenflächen verbuschen mit der Zeit und wachsen schließlich zu. Dabei geht Artenvielfalt verloren. Offenhaltung und die Anlage von Kleinbiotopen, wie Steinhaufen oder Sandinseln, können hier Abhilfe schaffen. Langfristig können Pflegemaßnahmen wie zum Beispiel extensive Beweidung solche Flächen erhalten. Weiterhin ist die Anlage und Pflege von Kleingewässern auf diesen Flächen geplant, was dem Amphibienschutz dient. Streng geschützte Arten wie Kreuzkröte oder Wechselkröte sind als Pionierarten Erstbesiedler in frisch entstandenen Pfützen auf Rohboden. Derartige Kleingewässer gehen schnell wieder verloren, was vor allem bei zunehmender Trockenheit problematisch für die Arten ist.
Südöstlich von Leipzig liegt ein weiterer Hotspot der Natur, das Schutzgebiet der Rohrbacher Teiche. Hier gibt es eines der größten Vorkommen des streng geschützten Kammmolches im Landkreis. Hierbei handelt es sich um einen Lurch, der kleine, fischfreie und besonnte Gewässer zur Fortpflanzung benötigt. Da viele Fische die Larven des Kammmolch fressen, sind die kleinen Randgewässer der größeren Fischteiche besonders wichtig. Diese müssen regelmäßig entbuscht werden, weil die Gewässer sonst beschattet werden und zuwachsen. Hier hat die Ökostation in den letzten Jahren bereits Vorarbeit geleistet und kann nun verstärkt ein angepasstes Pflegekonzept umsetzen und damit einen wichtigen Beitrag leisten. Auch in der Muldenaue sind wertvolle Teiche von der Verschlammung bedroht. Seltene Amphibien wie die Rotbauchunke, sowie verschiedene Wasservögel würden dort daher mit der Zeit verloren gehen. Deshalb ist auch unter anderem geplant, den Buchteich und den Kirchteich in der Nähe von Grimma mit Hilfe der Ökologischen Station als wertvolles, naturbelassenes Gewässer zu sanieren und damit zu erhalten. Mit diesen und weiteren geplanten Maßnahmen wird ein wertvoller Beitrag für den Erhalt und die Pflege bedrohter Arten im Landkreis Leipzig geleistet.
Dr. Benjamin Barth, Fachmitarbeiter Naturschutz Landratsamt Landkreis Leipzig
1 Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.